Linux Mint 13 Cinnamon auf einem NBB Gaming Notebook NOB00006

Nach fünfeinhalb Jahren erwies sich die Hardware meines Fujitsu Siemens Amilo Pa1510 als nicht mehr zeitgemäß – insbesondere OpenGL-Spiele waren unter KDE 4.8 kaum noch spielbar und viele Daten mussten auf einen externen RAID1-Festplattenverbund ausgelagert werden, dessen Gehäuse mit einem relativ lauten Lüftergeräusch nervt. Also musste ein neuer „Zuhause-Laptop“ her (unterwegs nutze ich das Gerät meines Arbeitgebers). Und damit dessen Hardware möglichst lange nutzbar bleibt, ohne in die Knie zu gehen, entschied ich mich für ein „gaming Notebook“ von notebooksbilliger.de, das zwar stolze 1549 Euro kostete (zuzüglich Versandkosten und extra USB-Tastatur und Maus von Logitech) aber wegen seiner Ausstattung sein Geld wert ist.

Das vorinstallierte Windows 7 sollte runter von der SSD und dafür Linux drauf (Windows darf gerne in einer virtuellen Maschine laufen 😉 ). Der Versuch mein bislang genutztes openSUSE 12.1 zu installieren schlug allerdings schon früh beim Kopieren der Installations-Images fehl. Auch Versuche mit dem opensuse 12.2 (RC2) fruchteten ebenso wenig wie ein Versuch mit Fedora 17 aus der c’t-kompakt Linux Ausgabe vom Sommer 2012. Derselben Zeitschrift, die auch sonst allerlei nützliche Tipps für mich bereit hielt, lag aber auch ein Linux Mint 13 bei, mit dessen Cinnamon-Variante ich nach zwei frustrierenden Tagen reüssierte.

Die Hardware

  • Intel CoreTM i7-3610QM Quad-Core 2,3 GHz (8 CPU-Kerne) mit 6 MB L3-Cache
  • 16 GB DDR3-RAM 1333 MHz
  • Systemfestplatte: 128 GB SSD (Samsung Serie 830)
  • Datenfestplatte: 1 TB SATA 5400 U/min mit 8 MB Cache
  • Display: 17,3“ 16:9 matt mit 1920*1080 Full-HD-Auflösung
  • Grafik: Intel HDA-Grafik plus Nvidia Optimus mit GeForce GTX 670M mit 1,5 GB GDDR5 Grafik-Speicher
  • Blue-Ray-Brenner als optisches Laufwerk
  • LAN: Bigfoot Killer E2200 Gaming Netzwerkkarte (bis 1000 Mbit/s)
  • WLAN: Intel® Centrino® Wireless-N 2230: 802.11bgn
  • Netzteil: 180W, 19,5 V, 9,5 A
  • Akku: 9 Zellen Li-Ion, 2600mAh
  • Schnittstellen: 3x USB 3.0, 2x USB 2.0, 1x VGA, 1x HDMI 1.4, 1x e-SATA, 1x LAN
  • Audio: 2x Lautsprecher + 1x Subwoofer (THX TruStudio Pro); 1x Mic., 1x Line-in, 1x Side-Out, 1x Kopfhörer (unterstützt S/PDIF)
  • Sonstiges: 4 in 1 Cardreader (SDXC 3.0, MMC, MS, XD); HD WebCam (30 fps @ 720p); Bluetooth 4.0; 103 Tasten Chocolate Keyboard mit extra Nummernfeld
  • Gewicht: 4 kg; EAN: 4045643040064

Installationsvorgang vorbereiten:

Im BIOS die beiden Festplatten auf AHCI stellen. Linux Mint DVD ins Laufwerk (bei aktivierter Bootmedium-Auswahl die Auswurf-Taste drücken!) und booten. Das Live-System von Linux Mint 13 Cinnamon startet entsprechend dem darunter liegenden Ubuntu-Unterbau ohne Probleme (incl. WLAN-Internetzugangsmöglichkeit, die für die Installation nötig ist – aber ohne LAN-Kabelverbindung ins Netzwerk).

Partitionierung:

Aus dem Live-System heraus den Installer starten und im Partionierungsdialog „etwas anderes“ auswählen, die beiden Windows-Partitionen („System“ und „Daten“) löschen und dann folgende Partitionierung vornehmen:

  • sda1: 128 GB btrfs / (folgende zusätzliche SSD-Optionen für /etc/fstab – entsprechend der Tipps in der c’t-Linux-Ausgabe und der Linuxbibel): noatime,nodiratime,discard
  • sdb3: 775 GB ext4 /data (für Mulitmedia-Daten und virtuelle Maschinen)
  • sdb5: 45 GB ext4 /tmp (nach der Installation symbolische Links in dieses Verzeichnis für /var/tmp und /var/log, um die Schreibzugriffe auf die SSD weiter zu verringern)
  • sdb6: 90 GB ext4 /home
  • dazu 20GB swap

Danach läuft die Installation von Linux Mint 13 Cinnamon problemlos durch (der erste Benutzer erhält selbstverständlich ein verschlüsseltes home-Verzeichnis durch Setzen des entsprechenden Häkchens im Installationsdialog 🙂 ). Beim ersten booten von der Festplatte (und allen weiteren Boot-Vorgängen) irritiert erst einmal eine Fehlermeldung, die unter anderem folgendes enthält:

sparse file not allowed

Ursache ist laut einer Internet-Recherche ein Fehler des Btrfs-Dateisystems im Zusammenspiel mit dem Bootloader Grub2. Der seit längerem bekannte Bug ist aber unschädlich – man kann entweder eine Taste drücken oder kurz abwarten bis das System von selbst fehlerfrei bootet. Danach ist das System bereits „out of the box“ benutzbar – es sind lediglich noch ein Systemupdate und die Installation der deutschen Spracherweiterungen nötig. Jetzt sind nur noch die beiden nachfolgend beschriebenen Anpassungen zu machen, um alle Hardware-Komponenten nutzen zu können:

Netzwerkkarte E2200:

Die Anleitung für diesen Schritt habe ich aus dem Ubuntu-Forum. Dort gibt es auch die Patchdatei compat-patch.txt als Anhang zum Herunterladen (ich musste mich dazu allerdings erst bei den Ubuntu-Foren anmelden). Weiter notwendig ist der Download des folgenden Quellpakets: http://linuxwireless.org/download/compat-wireless-2.6/compat-wireless-2012-05-10-p.tar.bz2 und selbstverständlich müssen auch alle für die Kompilierung von eigenen Modulen nötigen Programme installiert sein. Danach ist folgende Befehlskette im Terminal einzugeben:

tar -xvf /path/to/compat-wireless-2012-05-10-p.tar.bz2
cd ./compat-wireless-2012-05-10-p.tar.bz2
patch --dry-run -p2 < /path/to/compat-patch.txt (nur sicherheitshalber, um zu sehen ob der Patch funktioniert)
patch -p2 < /path/to/compat-patch.txt
make
sudo make install
sudo modprobe alx

Danach funktioniert die Bigfoot Killer Netzwerkkarte einwandfrei. Damit sie das aber auch bei jedem Boot-Vorgang tut, ist es nötig in die Datei /etc/modules folgendes Einzutragen:

#Modul für die Unterstützung von Bigfoot Killer E2200 (ist nur eine Kommentarzeile)
alx

Nvidia Optimus Grafikkarte:

Bei dieser Technologie wird für rechenintensive Grafik-Anwendungen (z.B. OpenGL-Spiele, Bildbearbeitung) die stromfressende Nvidia-Grafikkarte zugeschaltet, die ihre Signale über die Intel-Mainboardgrafik ausgibt, die auch das Display steuert). Unter Linux ist zur Steuerung der Nvidia-Grafik neben dem nicht-quelloffenen Nvidia-Grafiktreiber-Paket das Programm Bumblebee 3.0 nötig. Beides wird mit folgenden Befehlen gemäß der Anleitung in dem bereits erwähnten Linux-Sonderheft der c’t installiert:

sudo add apt-repository ppa:bumblebee/stable
sudo apt-get update
sudo apt-get install bumblebee bumblebee-nvidia

Damit die Karte funktioniert muss noch folgende Änderung in der Datei /etc/bumblebee/xorg.conf.nvidia vorgenommen werden:

Section "Device"
Option "ConnectedMonitor" "CRT-0"
(statt dem Original-Eintrag "DFP").

Danach kann man Programme wie den Flugsimulator FlightGear oder das Autorennspiel Torcs mit Nvidia-Grafik-Unterstützung spielen, indem man vor den Programmstart-Befehl ein optirun einfügt. Viel Spielspaß unter Linux! 🙂

Abschließende Arbeiten:

Alle meine Daten vom alten auf den neuen Rechner überspielt, wobei ich auf dem Quellrechner einen NFS-Server mir read-only-Zugriff eingerichtet und im Zielrechner dann das NFS-Dateisystem mit sudo mount eingebunden habe.

Die verschlüsselte Home-Partition für den zweiten Nutzer des Notebooks – meine Frau – habe ich mit dieser Anleitung anlegen können.

Problemlos gelang auch die Einbindung meines RAID-1-Verbundes, den ich für Backups nutze. Der für den mount-Befehl notwendige Gerätename erscheint (nachdem man das mdadm-Paket installiert hat) automatisch im Verzeichnis /dev/md/.

Gescheitert bin ich nur bei dem Versuch von Kontact/KMail auf das Mozialla Thunderbird als E-Mail-Programm umzusteigen (ich bin Fan des Mozilla-Internet-Browsers Firefox). Denn E-Mails und Adressbücher sind aus Kontact nicht so zu exportieren, dass ein einfacher und sicherer Import in Thunderbird möglich ist. Also bleibe ich bei Kontact (ich habe nichts gegen die KDE-Oberfläche, die wirklich gut und einfach zu bedienen ist – aber die soprano-virtuoso-Datei-/Mail-Indexierung lastet auch das stärkste Array aus 8 CPU’s so zu 100% aus, dass jedes System lange Zeit unbenutzbar ist, weswegen ich dieses „feature“ komplett abgeschaltet habe).